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MARTIN KUNERT

MARTIN KUNERT

MARTIN KUNERT

Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einem Coachee

Dieser Coachee erzählte mir, dass ihr vor unserem Gespräch eine Eieruhr auf den Boden gefallen ist.

Diese Eieruhr war ein besonderes Geschenk von ihrem Partner vor vielen Jahren.

Sie erzählte, dass sie dann angefangen hat zu weinen.

Sie sagte zu mir: „Ich bin ja mental ziemlich schwach, wenn ich bei sowas direkt anfange zu weinen.“

Meine erste innerliche Reaktion war mehr als erschrocken.

Im zweiten Moment hat es mir wieder einmal ein Paradigma unserer Gesellschaft bestätigt.

Wir dürfen keine Gefühle zeigen!

Vor allem keine wie Trauer, Scham, Angst oder Schuld.

Wir haben von Kindheit an gelernt, unsere Gefühle zu unterdrücken.

Wir müssen ja stark sein und dürfen uns nicht verletzlich zeigen in dieser Ellbogen- und Leistungsgesellschaft.

Ganz danach den schwächsten fressen die Hunde.

Gerade bei Männern fällt mir das sehr stark auf. Hier wird oft „der Harte“ gespielt.

Taff und unverwüstlich. Der Fels in der Brandung, eben. 

Männer weinen nicht. Sonst bist du ein Weichei.

Harte Schale, weicher Kern. Mehr muss ich nicht sagen.

Das ist auch absolut nachvollziehbar.

Schließlich kennen Indianer keinen Schmerz.

Diesen Glaubenssatz habe ich schon lange abgelegt.

Wen ich traurig bin, dann weine ich. Wenn ich Angst habe, dann sage ich es auch und spiele nicht den Harten.

Schließlich haben wir alle die gleichen Probleme.

Es ist so befreiend und gibt jeder einzelnen Beziehung eine Bedeutung und Tiefe.

Aber was passiert wirklich in diesem Paradigma mit uns, also unser Leben und unsere Gesundheit?

Wir unterdrücken sämtliche Emotionen, weil wir denken stark sein müssen.

Wir verurteilen uns dafür das wir mal schwach sind und ertragen es nicht diese Gefühle von Angst, Scham, Trauer zu empfinden und wollen schnell davon weg. 

Um das nicht spüren zu müssen, hat jeder eigene Mechanismen entwickelt.

Wer Trauer verspürt tröstet sich mit Essen oder betäubt sie mit Alkohol

Wer Angst hat, sucht die Sicherheit in Essen und isst einen Schokoriegel oder betäubt sich mit vielen Aufgaben und Arbeit.

Die langfristige Folge.

Übergewicht, viel Stress, Bluthochdruck und keine Zeit mehr für die eigene Gesundheit und für sich.

Das Ergebnis ist ein unglückliches Leben, obwohl man ja anscheinend alles hat und deine Gesundheit und damit Lebensqualität sinkt.

All das, weil wir denken, immer stark sein zu müssen und keine Schwäche in Form von unseren Gefühlen zeigen dürfen. 

Ist das wirklich der richtige Weg für uns?